Mit großen Ambitionen zur Feuerwehr

Mit einem facettenreichen Nachmittag warb die Freiwillige Feuerwehr Thalmässing am vergangenen Samstag um Nachwuchs. Die Kinder durften an zahlreichen Stationen selbst Hand anlegen und das Einsatzgerät der aktiven Wehr kennenlernen.

„Ein Haus löschen!“, das hätte Felix an diesem Nachmittag am liebsten gemacht. Kommandant Sebastian Schneider war zwar angetan von seinem Einsatzeifer, musste den elfjährigen Nachwuchsretter jedoch etwas bremsen. Das Programm für die neun Interessenten, die am Samstagnachmittag zum Nachwuchstag der Freiwilligen Feuerwehr Thalmässing gekommen waren, bot trotzdem einige spannende Einblicke. Schneider wies die Kinder den Stationen zu, die über das gesamte Gelände verteilt aufgebaut waren und beruhigte auch die Eifrigsten: „Ich denke nicht, dass euch langweilig wird.“

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Dafür hatte Jugendwart Florian Schneider mit seinem Team gesorgt. Er betreut die Jugendfeuerwehr der Freiwilligen Feuerwehr und hofft, mit dem Aktionstag neue Mitglieder zu gewinnen. Acht der aktuell 19 Jugendfeuerwehrler zwischen 12 und 18 Jahren schieden nämlich mit dem Ende des Jahres aus der Jugendgruppe aus, beschrieb der die Entwicklung. „Etwa drei Viertel“ würden in den aktiven Dienst übertreten, freute er sich und erklärte gleich den Vorteil, den die zentrale Ausbildung der Nachwuchskräfte mit sich bringe: „Die Jugendlichen nehmen das Wissen auch mit in die Ortschaften. Wir hatten schon einen Fall, bei dem ein ehemaliger Jugendfeuerwehrler aus Ruppmannsburg beim Einsatz mit einem Handgriff gleich den richtigen Schlüssel aus unserem Mehrzweckfahrzeug parat hatte.“ Die Zusammenarbeit mit den Ortsteilen ist ihm wichtig. Um diese über die Grenzen der Thalmässinger Jugendgruppe hinaus zu verbessern, veranstaltet er gemeinsam mit den Jugendwarten aus Offenbau und Eysölden am 28. Mai eine gemeinsame Großübung für alle Jugendfeuerwehrgruppen der Marktgemeinde. Seine Schützlinge dürften sich neben den wöchentlichen Übungen außerdem auf den 24-Stunden Berufs-Jugendfeuerwehr-Tag im September freuen, kündigte er an. Das Angebot für die Jugendlichen ist also groß. „Trotzdem weiß man nie, wie groß das Interesse ist. Aber wir müssen den Nachwuchstag einfach jedes Jahr anbieten, damit uns die Kinder nicht zu anderen Angeboten abwandern“, gab er zu bedenken. Mit der Resonanz auf die Einladung zum Nachwuchstag war er vollauf zufrieden.

Interesse bewies nebenan die Gruppe, die sich vor einem alten Kleinbus versammelt hatte. Kommandant Sebastian Schneider wollte wissen, wann man bei einem Verkehrsunfall wohl die Feuerwehr rufen würde. „Wenn man aus dem Auto nicht mehr rauskommt“, wusste Leon. Welches Gerät den Helfern für die Rettung zur Verfügung steht, zeigte Schneider den noch etwas skeptischen Nachwuchsrettern. Mit dem Helm des Kommandanten auf dem Kopf traute sich Leon dann doch gleich an den schweren Spreizer. Mit Schneiders Unterstützung stellte er fest, wie leicht sich das Blech mit dem hydraulischen Rettungsgerät verbiegen ließ, um die Scharniere der Beifahrertür freizulegen. „Wir haben die Aufgabe extra schwierig gemacht, weil ein Opfer nämlich ganz nah an der hinteren Tür liegt“, feixte Jugendfeuerwehrler Arno und beobachtete genau die Strategie der Schnupperfeuerwehrler. Mit professioneller Anleitung entfernten die außer der Tür gleich noch den Beifahrersitz und retteten den Dummy schonend durch die vordere Tür. An der Fahrerseite feilte die zweite Gruppe noch an der Ästhetik beim Abkleben der Scheibe. „Meins ist schöner“, befand Laura. Welchen Nutzen das Klebeband hat, wenn der Federkörner die Scheibe in tausende kleine Stücke zerspringen lässt, erkannte ihre Namensvetterin gleich: „Das bleibt alles zusammen!“ Auch seine Fahrertür musste der Kleinbus kurz darauf lassen, bevor ein Trupp mit der Trage in den Laderaum stieg und den zweiten Dummy vom Fahrersitz rettete. „Seid froh, dass der nicht schreit“, mahnte Maschinist Bastian Burmester die Kinder zum schonenderen Zupacken.

Damit die Retter überhaupt den Weg zum Unfallort finden, übten die Kinder im Feuerwehrgerätehaus mit Betreuerin Katharina Renner den Notruf. Auf einem Übungstelefon durften sie die lebenswichtige 112 wählen. „Hier spricht Felix. In Thalmässing sind in der Schlesierstraße zwei Autos zusammengerumst“, legte der erste Anrufer, der bereits in der Bambiniwehr erste Feuerwehrerfahrung gesammelt hat, kess los. Simon und Markus aus der Jugendfeuerwehr hatten im Schlauchwaschraum die Übungsleitstelle besetzt und nahmen den Notruf entgegen. „Wie viele Personen sind in den Autos?“, wollte Simon wissen. „Wenn man’s einmal ausprobiert hat, tut man sich im Ernstfall leichter“, erläuterte Renner den Zweck des Rollenspiels. Was die Leitstelle denn geantwortet hätte, wollte sie nach der zweiten Meldung wissen. „Dass jemand kommt und dass ich auflegen darf“ – letzteres sei eigentlich das Wichtigste des Telefonats, betonte Renner: „Das müsst ihr auf jeden Fall abwarten, wenn ihr mal einen Notruf macht.“

Ausprobieren hieß das Motto im Hof vor dem Feuerwehrhaus. Beim Ausrollen eines Löschschlauches durch ein Hütchentor, dem Weitwurf mit dem Leinenbeutel und dem Aufrollen der Schläuche mit der Haspel feilten die Teilnehmer an ihrer Technik. „Langsam, langsam“, bremste Gruppenführer Sven Hemmeter Johannes‘ Elan an der Kurbel.

Bevor die Kinder sich mithilfe von Funkgeräten gegenseitig auf die Strecke einer etwas anderen Schnitzeljagd lotsten, hieß es noch einmal vollen Körpereinsatz in der zweiten Runde zwischen den Übungsstationen. Hinter dem Gerätehaus wartete Klaus Waldmüller am Verteiler vor dem Wasserwerfer auf die Mannschaft. Die suchte unter den wachsamen Augen von Jugendwart Florian Schneider noch nach Wasser für das Schlauchlabyrinth. „Hinter der Ecke ist doch ein Hydrant“, brachte Leon seine Kameraden auf die richtige Spur. Kurz darauf durften sie mit dem Wasserwerfer, der auch auf dem Dach des großen HLF montiert werden kann, beeindruckende Fontänen in den frühsommerlichen Himmel katapultieren. Etwas besinnlicher war der Effekt der Wasserwand. „Hier teilt sich das Wasser in alle Richtungen auf“, erklärte Florian Schneider den Aufbau des Hydroschilds, bevor die Jugendlichen damit einen Regenbogen in die Luft zauberten. Zurück zur häuslichen Ausstattung brachte er seine Gruppe mit den Feuerlöschern. „Schaut mal nach, wo der bei euch zuhause hängt“, riet er. Anhand der aufgedruckten Bilder was rasch herausgefunden, wie der Löscher funktioniert. Nach dem kleinen „Löscheinsatz“ hatte Schneider noch einen praktischen Tipp auf Lager: „Bitte hängt einen leeren Feuerlöscher nie zurück an seinen Platz, sondern legt ihn auf den Boden. Das bedeutet immer, der ist schon leer“, lautete sein Einblick in die Feuerwehrsymbolik.

Das Treiben im Hof beobachtete Anna von einem besonderen Aussichtspunkt aus. In der Rettungswindel schwebte sie am Seil des Höhenrettungssets knapp unter der Decke des Gerätehauses. „Noch höher!“, forderte sie mehr Einsatz vom Leinenführer Patrick Brandl, dem Vorsitzenden des Feuerwehrvereins. Für alle, die noch viel höher hinauswollen, lockte Sebastian Schneider mit einem imposanten Zuckerl: „Mit unserer Absturzsicherung können wir sogar auf die Maschinenkapseln von Windrädern klettern“, stellte er für die Übungen in seiner Wehr in Aussicht und hoffte damit, einige der Kinder für den Dienst in der freiwilligen Feuerwehr begeistert zu haben.

© Text & Bilder: Sandra Lehnert

veröffentlicht im Hilpoltsteiner Kurier am Mittwoch, 02.04.2014